Tachomanipulation

  • Nur jeder zweite Kilometer

    Bei der Berichterstattung über die gängige Praxis der Tacho-Manipulation wird immer wieder das Taxigewerbe erwähnt. Zu Recht?

    Alexander Hartinger spricht von einem „ersten und bisher größten Schlag gegen die Tachomanipulierer“. Der Chef der Ermittlungsgruppe „Tacho“ im Münchner Polizeipräsidium meint damit eine große Razzia,

    bei der Mitte März in vier Ländern zeitgleich 500 Polizeibeamte, Steuerfahnder und Staatsanwälte im Einsatz waren. Dabei wurden in Deutschland, Bulgarien, Österreich und der Schweiz 150 Privatwohnungen

    und Werkstätten durchsucht und mehr als 300 Autos sichergestellt, bei denen man davon ausgeht, dass deren Kilometerzähler gefälscht wurden.

    Allein in Deutschland, wo man in und um München ermittelt, seien bereits Fälle mit einem Gesamtschaden von über drei Millionen Euro aufgeklärt worden, berichtet die Tageszeitung „Welt“ in ihrem Beitrag

    vom 10. April. Dort und in anderen Zeitungsartikeln über die Razzia werden die Leser darüber aufgeklärt, dass Tachomanipulationen an gebrauchten Fahrzeugen im Gebrauchtwagenhandel angeblich zur

    gängigen Praxis gehören. Besonders Fahrzeuge mit hohen Kilometerständen würden günstig aufgekauft und danach wieder mit zurückgedrehten Tachoständen zu einem höheren Preis auf dem Privatmarkt

    verkauft. In diesem Markt würden nicht nur organisierte Tachofälscher mitmischen, sondern auch Taxi- und Mietwagenunternehmer, behauptet die „Welt“ in ihrem Artikel.

    Zum Einsatz kämen dabei Geräte, mit denen die Bordnetze der Autos angezapft werden. Christof Vieweg, Autor des Zeitungsartikels, beschreibt die Technik dabei wie folgt: „Das geschieht fast immer über

    die Schnittstelle der so genannten Onboard-Diagnose (OBD), einen zentralen Stecker an verborgener Stelle des Innenraums, den Autowerkstätten brauchen, um ihre Diagnosesysteme anzuschließen.

    Die OBD ist das Sesam-öffne-dich für alle Eingriffe in die Auto-Elektronik. Was man sonst noch braucht, gibt es im Online-Handel: den passenden 16-poligen OBD-Stecker, die Informationen über dessen Codierung

    und ein Tachojustiergerät. Alles ganz legal für maximal 7.500 Euro zu kaufen – eine Investition, die sich im Schnitt nach drei gefälschten Tachos schon bezahlt macht.“

    Artikel dieser Art werden von Finanzbeamten, Ermittlungsbeamten und Staatsanwälten sicher mit hohem Interesse gelesen – auch wenn der Sachverhalt den zuständigen Beamten sicher längst klar sein dürfte.

    Dazu zählt die Beschreibung, wie angeblich gerade in der Taxibranche am Kilometerstand manipuliert wird. Christof Vieweg schreibt dazu: „Sie rüsten ihre Autos mit so genannten

    Kilometerfiltern aus. Das sind – illegale – Mikrochips, die so in die Elektronik des Autos eingreifen, dass der Tacho nur jeden zweiten gefahrenen Kilometer aufzeichnet.“

    Der in solchen Artikeln enthaltene Generalverdacht, unter den das Taxigewerbe damit einmal mehr gestellt wird, beschädigt unser heute schon ramponiertes Image noch weiter. Gerade, weil dieser

    Verdacht eben leider nicht ganz von der Hand zu weisen ist. Ein Münchner Mehrwagenunternehmer behauptet, dass die neue E-Klasse W 212 von manchen Taxi-Unternehmen regelrecht boykottiert wird,

    weil dort der Zugriff auf die Onboard-Schnittstelle noch nicht möglich ist. „Der Eingriff ist nur unter enormem Aufwand möglich und bleibt vor allen Dingen dokumentierbar“, erklärt uns ein

    Werkstattmeister, der nicht genannt werden möchte. Kein Wunder, denn Tachomanipulation ist kriminell und strafbar, auch wenn man es den Tätern offenbar zu leicht macht.

    Wie man Tachomanipulationen erschweren könnte und warum sich die Autohersteller bei diesem Thema bedeckt halten, kann wiederum Christof Vieweg erklären: „Eine Möglichkeit wäre es

    (für die Hersteller), den Kilometerstand an verschiedenen Stellen des Autos aufzuzeichnen. Das bedeutet Mehraufwand für die Betrüger, denn sie müssten nicht nur die Elektronik des Tachos,

    sondern auch andere Steuergeräte knacken und dort die Daten verändern. Manche Autohersteller haben solche Mehrfach-Speichersysteme bereits, wollen aber nicht darüber sprechen. Zum Beispiel Mercedes: Hier werden die

    Tachowerte bei einigen Modellen auch im elektronischen Zündschloss, im Motorcomputer und in einem zentralen Steuergerät gespeichert.“

    Schlechte Zeiten also für Tachomanipulierer, dafür umso bessere für die Ehrlichen: Wenn die Kilometerstände nicht mehr manipuliert werden können, ist ein weiteres Instrument zur Wettbewerbsverzerrung

    ausgeschaltet – und die Taxibranche muss sich nicht wieder in verschiedenen Tageszeitungen dem Generalverdacht des Betrugs aussetzen.

    Autor: Florian Bachmann

    aus: TVM

  • Wir klicken dazu noch mal in unserem Forum auf den folgenden Beitrag, der - mal wieder - unter dem Generalthema 'Hansa-Funktaxi' zu finden ist:
    http://www.das-freie-taxiforum…p?page=Thread&threadID=82


    Wobei, das möchte ich bemerken, das ganz sicher kein spezielles Hansa-Thema ist, sondern woanders sicherlich auch vorkommt!

    JEDER meiner Beiträge stellt IMMER MEINE PERSÖNLICHE MEINUNG dar!
    Diese kann sich mit der Vorlage neuer Dokumente ändern!

    Einmal editiert, zuletzt von Joern (†) ()