Offener Brief an Ivica Krijan und Clemens Grün

  • Ich habe euren Disput im Thread 'Ein Unternehmer ohne Herz?' gelesen, in welchem ihr Euch gegenseitig beharkt und unlauterer Methoden bezichtigt.
    Sei es mal dass der Eine dem Anderen Dreckwerfen vorwirft, der selber nicht zu knapp damit umging, oder der Andere den Einen ein Gewerbeschädling und gar in "eigener" Sache zu sein. Wobei er selber sich lange mit Händen, Füßen und dem Mund gegen jedwede Erneuerung des Gewerbes stemmte.
    Das ihrige tun gewisse Claqueure jedweder Meinungsrichtung dazu, die immer gerne mit dem Mund nach Gusto heute so und morgen dort Solidarität üben, aber niemals stringent und solide. Und nichts zum tatsächlichen Wandel beitragen außer altbekannte Positionen in reaktionärer Weise zu stabilisieren.


    Ich könnte mich jetzt darüber freuen, dass ausnahmsweise ihr beiden euch beharkt und nicht mehr ich die Zielscheibe persönlicher Diskreditierung bis unter die Gürtellinie bin. Aber was hätte ich davon mich daran zu erfreuen das ihr es euch gegenseitig gebt, außer, von mir abgelenkt zu sein? Zumal ich meinen Nachruf von Euch beiden schon weg habe.


    Veränderungsprozesse tun immer weh. Manchmal muss es erst schlimmer kommen bevor etwas besser wird. In der Realität werden Ergebnisse selten so sein wie die Wunschvorstellung und sie müssen hart erkämpft werden. Minimalforderungen nutzen weder der einen noch der anderen Seite, ebenso wenig wie Maximalvorwürfe. Erstere führen für eine Seite hin zu schwachen Ergebnissen, letztere zu verhärteten Fronten.


    Es wird über Neid und Egoismus gemosert dabei geht es um Teilhabe und Verteilungsgerechtigkeit. Es wird über petzen gestritten dabei geht es um legales Wirtschaften und Wettbewerbsgerechtigkeit. Es wird über Einmischung oder Nichtstun von oben geschimpft dabei geht es um Selbstverantwortung. Es wird mit Konsequenzen gedroht wo es um Mitnehmen und Mitsprache geht. Und es wird oft bloß reagiert wo es um aktives Gestalten geht.


    Das Taxigewerbe hatte Unternehmer- und Verbändeseitig genügend Zeit sich zu reformieren. Das hat es ausgesessen. Die Annahme dass sich alle (finanziellen) Probleme von alleine lösen würden - besonders wenn es nur wieder ein paar Kunden mehr gibt - reicht nicht mehr um den Herausforderungen der Gegenwart Herr zu werden. Neue Konkurrenten treten auf den Markt. Gesetzliche Vorgaben ändern sich, neue kommen hinzu und verschärfen die Lage.
    Arbeitnehmer beginnen zaghaft hier und dort sich einzumischen und wollen mitreden und gestalten. Der gesellschaftlich-politische Reformdruck kommt auch im Taxigewerbe an. Und keiner im Gewerbe soll glauben das er auf seiner Arche Noah unberührt bliebe. Wenn auch die Auswirkungen vielleicht nicht überall gleich positiv/negativ und gravierend sein mögen. Wie sie es vor allem im städtischen Bereich sind. Aber ich prophezeie dass das Taxigewerbe in den nächsten 10 bis 15 Jahren noch viel stärkere Veränderungen erfahren wird, als sich das heute jemand vorzustellen mag. Die einen mögen das so auslegen als sollte das Gewerbe sturmreif geschossen werden, damit sich ein paar Wenige die tiefhängenden Trauben pflücken können. Und sehen sich als Bewahrer von Bewährtem.
    Andere wieder hoffen vielleicht, das sie übersehen werden in ihrer Lücke. Dass sich alles schon irgendwie zum Wohlgefallen entwickeln wird.
    So ganz ohne eigenes Zutun. Und Dritten wiederum werden ihre Visionen nicht schnell genug Wirklichkeit und Veränderungsprozesse gehen ihnen zu langsam. Gibt es noch Vierte? Sicher.


    Alle zusammen sollten sich fragen ob sie Getriebene sind oder Treibende. Geformte oder Formende.
    Ich will hier nicht mit Altbekanntem langweilen. Ebenso wenig aber will ich die große Einigkeit predigen in einer Gemengelage wo die eine Partei eindeutig die schwächere weil unorganisiert ist. Nur starke Partner können sich auf Augenhöhe begegnen ohne darnach zu trachten einander zu übervorteilen. Respekt gehört dazu. Und ein wenig Vorschuss-Vertrauen. Das braucht auch seine Zeit und läßt sich natürlich nicht übers Knie brechen.


    Erst recht nicht, wo noch ein wenig Hausputz und aufräumen bevorsteht und liebgewonnene Gewohnheiten zur Disposition stehen. Und das gilt für alle Seiten. Realistisch und etwas sportlich bleiben und nicht jedwedem unlautere Motive unterstellen. Das wichtige Ziel nicht aus den Augen verlieren. Das Taxigewerbe ist zu wertvoll dafür.