1. OFFENER BRIEF an Frau Hajduk vom Juni 2008:
[b]Liebe Frau Senatorin Hajduk.
Liebe Mitarbeiter der BSU in der Taxenabteilung.
Da wir mal wieder kurz vor einer Anhebung unserer Tarife stehen, möchte ich gerade Ihnen gerne noch etwas mit auf den Weg geben, über das Sie unbedingt wenigstens ganz kurz noch einmal nachdenken sollten, bevor Sie die Weichen endgültig stellen:
'Warum glauben immer weniger Menschen in dieser unserer Republik, daß Demokratie eine gute Staatsform ist?'
Lesen Sie bitte zunächst unter dem folgenden Link im Hamburger Abendblatt über die dazugehörige Umfrage (allerdings nehme ich an, daß Sie die schon kennen):
http://www.abendblatt.de/daten/2008/06/20/896229.html
Da wir ja seit Kurzem von einer Senatorin geleitet werden, die aus dem Grünen Bereich kommt, sollten wir alle voraussetzen können und dürfen, daß man gerade dort eben dieses Wort ernst nimmt und es verinnerlicht haben sollte!
Als der CDU-Senat vor ein paar Jahren das Bürgervotum ignorierte, das zum Verkauft unserer Kliniken abgehalten wurde, wo sich die überwältigende Mehrheit der Bürger gegen diese Handlung ausgesprochen hatte, war gerade bei den Grünen ein ungeheurer Aufschrei zu hören.
"Kohle von Beust verkauft Kliniken gegen den Bürgerwillen!"
Das hat eine weite Resonanz bei den Hamburgern gefunden und wohl auch zum guten Abschneiden der Grünen bei der letzten Wahl beigetragen.
Und immerhin scheint man sich nun in der neuen CDU/Grünen-Bürgerschaft dazu durchgerungen zu haben, eben solche Abstimmungen für verbindlich zu erklären.
DAS, liebe Frau Hajduk, hört sich prima an, und findet meinen ungeteilten Beifall!
Aber wie sieht es nun in unserem Falle aus? In der Sache der Taxifahrer und -fahrerinnen? Denn das ist ja mein eigentliches Thema, wie Sie sich vorstellen können!
In unserem Falle scheinen die Bekundungen zur Demokratie aber leider nicht zu gelten!
Hier werden öffentliche und amtlich bekundete eindeutige Mehrheiten schlicht und einfach ignoriert! Man richtet sich danach, was zwei Personen (die beiden Zentralen-Leiter Möller und Kruse) für richtig erachten, und tritt die Handelskammer-Umfrage schlicht in die argumentative Tonne!
Zwei Unternehmern, die es beide durch uns Taxifahrer zu großen Vermögen gebracht haben (wie auch immer) und durch nichts berechtigt sind, für uns alle auf der Straße zu sprechen, wird es gestattet, gegen den erklärten Willen von 80% der Unternehmer und - garantiert - nahezu 100% der Fahrer ihre persönliche Meinung durchzusetzen! Wobei ich nicht näher beleuchten möchte, wie sie das wohl gemacht haben können!
Und 80% sind mehr, als sich etwa Bürger gegen den Krankenhaus-Verkauf ausgesprochen haben!
Gelten Ihnen, Frau Hajduk, diese 80%, die ja wohl eine überwältigende demokratische Mehrheit darstellen, nichts?
Muß und soll ich davon ausgehen, daß Sie, Frau Senatorin, locker über diese Sache hinweggehen, ohne bemerken zu wollen, daß auch hier der Bürgerwille mit den Füßen getreten wird?
Oder gelten Ihnen etwa die Taxifahrer nichts? Sind die in Ihrem System etwa nicht so wichtig?
Dabei war doch auch Ihr Parteigründer Joschka Fischer selber einer von uns! Viele Jahre lang! Und der jedenfalls, war stolz auf dieses Faktum!
Ist das Alles bei Ihnen schlicht in Vergessenheit geraten?
Sind wir kleinen Kutscher derart unwichtig in dieser Gesellschaft, daß man unsere Meinung einfach ignorieren kann?
Sollten Sie von der Handelskammer-Umfrage noch nichts gehört haben, weil man Ihnen von Seiten der Taxi-Behörde diese Daten noch nicht gezeigt hat, so können Sie das bei mir gerne nachholen, denn Herr Dorigoni, der diese Umfrage erstellt hat, hat mir die Veröffentlichung in meinem Forum ausdrücklich gestattet.
Hier stehen die Fakten. Grafisch gut aufbereitet und für jeden verständlich:
http://www.mycrazytaxis.com/Dokumente/IHKTaxenumfrage.pdf
Wie Sie, liebe Frau Hajduk, der Demokratie-Untersuchung entnehmen können, ist der Hauptgrund dieser Entwicklung der Tatsache geschuldet, daß immer mehr Bürger schlicht der Meinung sind, daß Demokratie ohnehin zu nichts führt, weil die Politiker die Meinung der Bürger ignorieren oder sich darüber hinwegsetzen! Gerade die Grünen haben das immer wieder kritisiert (s.o.)!
Nun aber sind Sie selber auf dem besten Wege, ein demokratisches Bürgervotum einfach unter den berühmten Teppich zu kehren! Als habe dieses nie stattgefunden!
Meinen Sie, Frau Hajduk, daß ein solches Verhalten das Demokratie-Bewußtsein stärkt? Den Frust bei den Bürgern verringert?
Als ein paar Ihrer Vorgänger, Herr Schill und Herr Mettmann, zur Wahl standen, hat die ungeheure Mehrheit der Kutscher, zu meinem Entsetzen, diese Partei gewählt, weil sie frustriert war mit den Handlungen der Politiker in Ihrer Behörde damals.
Die waren dann zwar auch nicht besser als deren Vorgänger, aber das sollten SIE sich nicht zum Vorbild nehmen!
Sehr geehrte Frau Hajduk!
Die Beamten der BSU, die für uns zuständig sind, haben schon viele Ihrer Vorgänger überlebt und haben sich ihre eigenen Strukturen im Gewerbe gebildet. Diese Herren kennen und nutzen die Seilschaften, die uns seit vielen Jahren drangsalieren!
Sie, als Grüne Politikerin, Mitglied einer Partei, die sich das Wort 'Demokratie' auf die Fahnen geschrieben hat, sollten jetzt nicht so tun, als ob sie nicht wüßten, wovon ich hier schreibe!
Noch habe ich Hoffnung, daß Sie vielleicht den Karren rechtzeitig, bevor es mal wieder zu spät ist, aus dem berüchtigten Dreck ziehen könnten. Noch hoffe ich, und mit mir fast alle Fahrer und Fahrerinnen in Hamburg, daß Sie in der Lage sein werden, Demokratie walten zu lassen, und es nicht gestatten, daß sich die Meinung zwei einzelner Männer gegen den Rest des Gewerbes durchsetzt.
Der Frust ist jetzt schon hoch, aber er wird ganz sicher nicht geringer, wenn Sie nicht in der Lage sein sollten, dort ein Machtwort zu sprechen!
Und ich hoffe nicht, daß auch sie, wie die beiden Herren, der Meinung sind, daß alle anderen schlicht zu dumm sind, um die Lage beurteilen zu können!
Darauf bauend, daß Sie endlich die leidige Karenzminute abschaffen und sich dem demokratischen Votum der Straße beugen, biete ich Ihnen meine freundlichen Grüße.
Jörn Napp Bachstückenring 5 22149 Hamburg