Das Foto entnahm ich einem BZP-Newsletter.
Vorgestern ging Rolf Huck von uns.
Obwohl wir alle wußten, daß es so kommen mußte, denn er litt schon sehr lange unter seiner Krankheit, ist es doch immer furchtbar, wenn man hören muß, daß es nun soweit war.
Rolf! Irgendwie wirst du allen gestandenen langjährigen Kutschern in Hamburg fehlen, denn du warst einer der letzten wirklichen ORIGINALE der Taxi-Gemeinschaft!
Rolf, du warst eines der Urgsteine der Hansa-Funk-Taxi eG. Du warst zwar nicht der Gründer dieser Truppe, aber doch schon sehr früh dabei. Und diese Zentrale war irgendwie ohne dich nicht denkbar!
Wann immer es etwas gab, was mit Technik oder so zu tun hatte, warst du der Anlaufpunkt.
Vor allem, als es 1995 darum ging, die erste deutsche Datenfunkzentrale aufzubauen, warst du maßgeblich daran beteiligt. Eigentlich könnte man dich DIE SEELE des Datenfunks nennen!
Ich war damals noch Genosse beim Hansa und mein Wagen war einer der ersten 10, die mit dem INDELCO-Würfel und einem Card&Cash-Gerät ausgestattet wurden. Und auch die Schulung für die Geräte war spannend.
Das Ganze war zunächst sehr umstritten, weil fast alle Kutscher doch am guten alten Sprechfunk hingen und sich die Vorteile des neuen System nur ungerne zu Eigen machten.
Aber schon bald erkannten alle die positiven Seiten, die uns dieses System brachte.
Du hast maßgeblich dazu beigetragen, den Hansa zu dem zu machen, was er heute, wenn auch auf dem absteigenden Ast, immer noch ist.
Deswegen hat man ja auch das Haus der Zentrale nach dir benannt.
Und das schon zu deinen aktiven Zeiten.
Ich muß weiterhin bemerken, daß du in der Teppich-Etage des Hansa der Einzige warst, der sich mir gegenüber zumindest nach außen hin immer sehr korrekt verhalten hat.
Und auch unsere letzten gemeinsamen Gespräche während und nach den Gerichtsverhandlungen waren immer äußerst freundlich und informativ!
Das werde ich dir immer hoch anrechnen.
Ansonsten warst du mir ja auch irgendwo immer deswegen sympathisch, weil du so ein echtes Original warst, mit allen seinen Schwächen und Stärken.
Alle alten Kutscher kennen noch deinen Spitznamen 'Bridgestone-Rolf'. Du bekamst ihn, weil du mal versucht hast, eine Charge gestolener Reifen an die Genossen zu verkaufen. Da gerietst du zum ersten Mal in die Fänge der Justiz.
Mit anderen Projekten, wie den Sonnenstudios, lief es auch nicht so richtig.
Aber in der Zentrale, im Herzen des Hansas und im Zentrum 'des Wissens' saßt du richtig und fühltest dich wohl.
HIER hasttest du ALLES unter Kontrolle! Hier bekamst du ALLES mit, was in der Vermittlung so abging.
Ich nannte dich sehr oft in Forenbeiträgen 'DEN MANN, DER ZUVIEL WUSSTE'! Die Spinne, die im Zentrum saß!
Bis heute bin ich überzeugt, daß du irgendwo ein paar Festplatten einbetoniert hast, auf denen massenweise Daten zu finden wären, die Unregelmäßigkeiten in der Tourenvermittlung dokumentieren, wie zB. die Tourenverschiebungen am Hauptbahnhof und in der City Süd im Jahr 2000, in die ja auch etliche der Top-Leute des Hansa verwickelt waren!
Oder die von 2009, wo ein Wagen des Vorstandes Schütte offenbar ebenfalls verwickelt war.
DU wußtest ALLES über diese Leute! Klar!
Das lief schließlich ALLES über DEIN BABY!
Ich persönlich nahm immer an, daß du, ähnlich wie der frühere FBI-Chef Hoover, vorsichtshalber ein paar Daten gesammelt hast, um im Notfall etwas in der Hand zu haben.
Denn du hattest auch innerhalb der Zentrale zwei große Schwächen: Die Frauen und den Alkohol.
Vor allem Letzterer bewirkte, daß man (auch ich) oft in die Technik kam, und du völlig außer Gefecht auf deinem Stuhl hingst.
Aber man sah darüber hinweg, weil du unersätzlich warst und eben auch zuviel wußtest. Oder zumindest hättest wissen können.
Zweimal hast du bei SAS-Verhandlungen wegen Tourenverschiebungen gegen mich die Vermittlungsprotokolle verschwinden lassen, deren Sicherung ich verlangt hatte, wie es in solchen Fällen mein Recht war!
OK, das geschah nur, um die Chef-Etage zu schützen und mir entsprang kein unmittelbarer Nachteil, aber es zeigte doch deutlich, wie leicht es für dich war, dort einzugreifen und Daten passenderweise auf MYSTERIÖSE WEISE unauffindbar zu machen!
Was die Schwarzen Kassen betrifft, für die du noch verurteilt wurdest, so glaube ich bis heute, daß du an denen vergleichsweise unschuldig warst. Du hattest einfach das Pech, daß man dich gerade in der zu verhandelnden Zeit als Vorstand eingesetzt hatte. Du warst einfach dran in der Rotation der Jobs, wie es beim Hansa damals üblich war.
Und daß es keine Aufsichtsratsprotokolle dazu gab, ist dir, als Techniker, sicherlich nicht anzulasten.
Trotzdem galt: Mitgefangen, mitgehangen!
Und ein Teil des SYSTEMS KRUSE warst du natürlich unbestreitbar.
Trotzdem hast du mir irgendwie leid getan, als du verurteilt wurdest.
Rolf. Jetzt bist du, wie ich hoffe, in einem wie auch immer gearteten Taxi-Himmel.
Du wirst mir fehlen, denn mit dir ist eines der wirklich letzten Taxi-Originale von uns gegangen!
Die Szene ist deutlich ärmer ohne dich!
Aber vielleicht ist es ja auch besser so, da die von dir eingeführte Technik inzwischen genauso zum alten Eisen gehört, wie damals der Sprachfunk, als du die Taxi-Welt vom neuen Datenfunk überzeugen wolltest und das auch schafftest!
Den Hansa, in seiner alten Form, wird es bald nicht mehr geben!
In kurzer Zeit werden Touren nur noch über Apps vermittelt.
Ob du dich in dieser Welt wohlgefühlt hättest, wage ich zu bezweifeln.
Tschüß, Rolf!