Zunächst einmal sollte JEDER über folgende Wort- und Begriffänderung nachdenken:
BERUF ---> ARBEIT ---> JOB ---> BESCHÄFTIGUNG !!!!
Eigentlich sollte JEDER ANGESTELLTE KUTSCHER diese Forderung sofort unterschreiben!
Aber wir wissen auch, daß die Kleinunternehmer mit vielleich einem oder zwei Wagen und ordentlich angemeldeten Fahrern jetzt schon kaum noch über die Runden kommen.
Letztlich ziehen wir alle, Fahrer wie Klein-Unternehmer am gleichen Strang.
Trotzdem müssen wir dafür kämpfen, Löhne zu bekommen, mit denen man, wenn nicht im Luxus, so doch aber wenigstens einigermaßen ordentlich leben kann und vielleicht auch noch eine Frau oder ein Kind mit durchbringt.
Es ist in diesem Falle also die Behörde gefragt, endlich den Rahmen zu schaffen, in dem ein Taxifahrer ordentlich existieren kann!
ZB Konzessionsstopps, KM weg und auskömmliche Tarife, die mit den Kostensteigerungen (auch denen des täglichen Lebens) Hand in Hand gehen!
Ein Mindestlohn könnte zB auch dazu beitragen, daß sich das gewerbe gesundschrumpfen würde, was allen Rest-Beteiligten nur zugute käme.
Gerade las ich mal wieder in dem Taxi-Blog von Herrn Bentrupp. Da macht auch er sich über einen Mindestlohn im Gewerbe so seine Gedanken, von denen ich viele teile.
http://www.taxi-blog.de/wordpress/sonstwas/2740/mindestlohn/
Der Beitrag:
Der Beitrag wurde am Samstag 8. Mai 2010 um 23:29 veröffentlicht
Mindestlohn
Eigentlich, und da haben einige Kommentatoren im letzten Beitrag völlig recht, müsste ich ein Anhänger der Linkspartei sein.
Klar gesagt: Der Stundenlohn im Taxigewerbe ist erbärmlich. Bei mir gibt es immerhin einen festen Stundenlohn. In unserer Firma bekomme ich sogar Zulagen für Nachtarbeit, Sonntags- und Feiertagsschichten und Spesen, wenn ich keine Chance auf eine Pause zuhause habe. Die oft genannte Summe von 7,50 Euro erreiche ich trotzdem im Schnitt nur dadurch, daß ich die Trinkgelder mit einrechne.
Und damit bin ich eine der wenigen, verhältnismäßig gut bezahlten Ausnahmen in unserer Branche.
In “richtigen” Großstädten fahren Taxifahrer oft auf reiner Umsatzbeteiligung. 30-45 Prozent vom eingefahrenen Umsatz ist deren Bruttolohn. Und welche Nettosummen pro Stunde dabei rumkommen, wenn unter der Woche kaum 100 Euro Umsatz in zwölf Stunden zusammenkommen, ist wohl jedem klar. Es ist erbärmlich, mit Glück über Sozialhilfe-Niveau (Hartz 4 ist für mich ein so ein Haßbegriff, den will ich nicht benutzen!)
Momentan fahre ich rund 60 Stunden pro Woche. Okay, Pausen sind eingerechnet. Also 5 x 10 Stunden plus jeweils 2 Stunden Pause. Die Reha war in mehrerlei Hinsicht teuer, eine extreme Nachforderung unseres Stromanbieters will bezahlt werden und letztendlich will ich auch mal ein paar Euro als Reserve auf dem Konto haben.
In 1-2 Monaten werd ich auf eine Viertagewoche umschwenken und mir ist dabei durchaus bewusst, daß das in unserer Branche absoluter Luxus ist. Ein Luxus, den ich mir nur leisten kann, weil ich die Lebenshaltungskosten extrem niedrig halten kann: kein Auto, kein teures Hobby und die Wohnung mit allen Nebenkosten kostet 350 Euro. In meiner Lebensitution geht das.
Und was, wenn ich Frau und Kinder hätte? Will ich drüber nachdenken? Nein, da hoffe ich momentan einfach darauf, daß meine zukünftige Lebenspartnerin mithelfen kann. Sonst wird es eng. So eng, daß ich mich entscheiden muß zwischen “Leben zu zweit (oder mehr)” und “Leben am Rande des Existenzminimums”. Will ich das? Scheiße, nein! Ich arbeite, mache mehr Stunden als 90% der arbeitenden Bevölkerung und kann nichtmal meine Familie ernähren? Wie erbärmlich ist das denn?
Und weil ich naturgemäß recht genau weiß, was mein Chef an mir verdient, kann ich sagen: Er kann einfach nicht mehr zahlen. Weil es einfach nicht möglich ist, selbst für einen “Kapitalisten”, mehr Geld rauszuhauen, als er selber einnimmt (nach Abzug der Kosten). Geht einfach nicht, selbst für Anhänger der Linkspartei besteht einfache Mathematik darin, daß fünf minus sechs eine negative Zahl ergibt. Und mit negativen Betriebsergebnissen ist kein Betrieb aufrecht zu erhalten. Isso.
Deshalb bin ich für einen vernüftigen Mindestlohn. Aber was ist vernünftig?
Donalbain schrieb vor ein paar Tagen in seinem Kommentar:
“[…]Ach so, zu der ganzen Geschichte noch eins: “Unser” aktueller Landtagskandidat der CDU hier in Paderborn – seinen Namen nenne ich jetzt mal besser nicht, ich verrate nur, dass er (bezeichnenderweise?) Bankkaufmann ist – hat sich auch gegen einen gesetzlichen Mindestlohn ausgesprochen, “verlangt aber als Vertreter der sozialen Marktwirtschaft einen würdevollen Lohn höher als drei!!! Euro die Stunde.” Jepp, 3€, ich habe mich weder vertippt, noch mache ich einen Scherz. Aber da weiß man doch wirklich nicht, ob man lachen oder weinen soll.”
Nun, gemeint war wohl Daniel Sieveke. Ein paar Tage später kam eine Mail hier an:
“Sehr geehrter Herr Bentrup,
verehrter Taxi-Blogger,
im Auftrag von Herrn Sieveke, CDU-Landtagskandidat für die Stadt Paderborn, sende ich Ihnen seine aktuelle Stellungnahme zur Frage von Mindestlöhnen:
Die bestehenden gesetzlichen Regelungen zum Mindestlohn werden derzeit im Bund überprüft. Dabei muss hinterfragt werden, ob Mindestlöhne Beschäftigung gefährden können. Weiterhin muss der Schutz der Arbeitnehmer und die Wettbewerbsfähigkeit eventuell betroffener Branchen berücksichtigt werden. Einen einheitlichen gesetzlichen Mindestlohn lehne ich jedoch ab.”
Okay. Positiv zu vermerken ist die freundliche Ansprache und kein Wort von “Löschung des Kommentars”.
Aber wenn man schon antwortet, warum dann nur mit typischem Politikergeschwurbel? Gibt es irgendjemand, der von solchen Worthülsen nicht angewidert ist? Wäre es nicht ein echter Grund für die Wahlentscheidung, wenn “da oben” mal ein einziger wäre, der klare Aussagen macht?
“[…]hinterfragt werden, ob Mindestlöhne Beschäftigung gefährden können.[…]“
Beschäftigung? BESCHÄFTIGUNG? Ich kann mich stundenlang mit irgendwelchen Dingen beschäftigen!
Aber ich will, egal welchen Beruf oder Job ich ausführe, mit 40 Stunden pro Woche ein menschenwürdiges Leben führen können.
Und wenn die Schwarz-Gelben so gerne betonen, daß “der Markt” schon alles regelt: Wieso ist es möglich, daß Unternehmer minimal bezahlen und sich die Arbeitnehmer für gute, vollzeitige Arbeit einen Zuschuß vom Staat holen müssen, um überleben zu können. Wie kann es in einem “Markt” passieren, daß “Aufstocker” existieren? Und wie kann man es in Ordnung finden, daß die Arbeitgeber in diesen Beschäftigungsverhältnissen sich die Taschen voll machen?
Ach ja, der “Markt” hat momentan ein Überangebot an Arbeitslosen. Das drückt natürlich die Preise! Ist ja beim Media-Markt genauso. Verdammt! Wir reden hier von Menschen!
Meine Meinung: Das kann nur dann okay sein, wenn der Fokus ausschließlich auf den Interessen der Arbeitgeber liegt. Die Stammklientel der Schwarz-Gelben. Die Parteispender! Die “Koffer-Abgeber”! CDU und FDP geht es nur offensichtlich nur darum, daß die Reichen immer reicher werden. Arbeitnehmer sollen bitte auf China-Niveau entlohnt werden.
Und auch wenn es im “Mittelstand” ebenfalls viele Abzocker gibt: Gemeint ist mit meinen Angriffen eher die Großindustrie. Diejenigen, die mit der Drohung “Dann gehen wir eben ins Ausland!” Steuervergünstigungen in Millionen-/Milliardenhöhe erpressen. Oder einfach dafür bezahlen, daß die Gesetzeslage so ist, wie sie ist.
Ich hab dann mal zurückgeschrieben und ein paar konkrete Fragen formuliert:
“[…]Es würde mich sehr freuen, wenn Herr Sieveke noch die folgenden Fragen beantworten würde und diese auch zur Veröffentlichung freigeben würde.
In den Kommentaren zu “Politisches” kam eine Aussage des Lesers “Donalbain”:
(oben nachzulesen)
Hat es diese Aussage, speziell die Nennung eines derart niedrigen Mindestlohnes gegeben? Wenn ja, zu welchem Anlaß? Steht Herr Sieveke zu dieser Aussage?
Falls nein, hat Herr Sieveke eine Meinung, ab welchem Stundenlohn ein Vollzeitarbeitnehmer zumindest so bezahlt wird, daß er davon leben kann ohne sich durch staatliche Leistungen (Hartz4-Aufstockung) abhängig zu machen? Wäre ein gesetzlicher Mindestlohn, der wenigstens dieses Niveau für Vollzeitarbeitnehmer garantiert, nicht sinnvoll, um den Mißbrauch skrupellose Unternehmer (“Wir zahlen xy, den Rest holen sie sich einfach von der Arge!”) einzudämmen? Würden nicht alle Steuerzahler davon profitieren?
Über eine Stellungnahme würde ich mich sehr freuen!”